Neue Krankheit an Ahornbäumen - Informationen und Handlungsempfehlungen
Erster Nachweis der Ahorn-Rußrindenkrankheit im Nürnberger Land

Abplatzende Rinde am Baumstamm eines AhornsZoombild vorhanden

Ahorn-Rußrindenkrankheit

Als Revierleiter Matthias Fellhauer des AELF Roth-Weißenburg i.Bay. in seinem Revier Albachtal am Rand eines größeren Waldgebiets nördlich von Deckersberg an mehreren Ahorn-Bäumen bläschenartig anschwellende Rinde und bereits abplatzende Borke mit schwarzen Sporenlagern entdeckt, schöpft er gleich Verdacht. Dieser wird kurz darauf durch die Waldschutzabteilung der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising bestätigt: Es handelt sich um die Ahorn-Rußrindenkrankheit.

Die Rußrindenkrankheit trat in Bayern erstmals im Sommer 2018 in Wäldern auf der Fränkischen Platte im Raum Würzburg auf und entwickelte während der Hitze- und Trockenjahre 2018/19 eine hohe Schaddynamik. Ausgelöst wird die Rußrindenkrankheit durch einen pilzlichen Erreger namens Cryptostroma corticale, der wärmeliebend ist und aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt wurde. Betroffen ist vor allem der Bergahorn - an seinem engsten Verwandten, dem Spitzahorn und dem Feldahorn, konnte der Erreger deutlich seltener nachgewiesen werden.

Eindämmung nicht möglich

Die über die Luft verbreiteten Sporen infizieren die Wirtspflanzen über Wunden oder Astabbrüche. Zum Krankheitsausbruch kommt es nur, wenn der Baum durch abiotische Faktoren, wie Hitze und Trockenheit, weiter gestresst wird. Der Schaderreger breitet sich vom Holzkern her aus und wächst in das Splintholz ein. Infolgedessen verfärbt sich das Holz grün-bräunlich, äußerlich sind Welke-Erscheinungen, Kronentotholz und intensive Bildung von Wasserreißern erkennbar. Sobald der Pilz das Kambium, also die Wachstumszone des Baumes direkt unter Rinde, erreicht, sind die anfangs erwähnten Symptome erkennbar: schwarzbraune Sporenlager unter der bläschen- oder polsterartig anschwellenden Rinde und schuppige oder streifenförmige Abplatzungen der Borke am Stamm. Der Baum sieht aus wie verkohlt. Wenn sich flächig Sporenlager gebildet haben, ist keine Regeneration mehr möglich - innerhalb weniger Wochen oder Monate stirbt der Baum.
Eine Eindämmung der Ahorn-Rußrindenkrankheit ist nicht möglich, Fällung und Abtransport von kranken Bäumen ist aus Waldschutzgründen somit nicht notwendig. In geschlossenen Waldbeständen können die erkrankten Bäume verbleiben, aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht empfiehlt sich aber eine zeitnahe Entnahme entlang von Straßen, Waldwegen oder Siedlungen.

Gesundheitsrisiko für Forstarbeiter

Vorsicht ist geboten, wenn man die erkrankten Bäume entfernen muss: Tote Äste in der Krone und eine extrem hohe Bruchanfälligkeit befallener Bäume sorgen für eine erhöhte Unfall-Gefahr, daneben stellen die Sporen ein Gesundheitsrisiko dar.
Eine Beeinträchtigung der Atemwege ist bei längerem Aufenthalt in der Nähe von stark betroffenen Ahornen möglich. Vor allem für Menschen mit entsprechenden Vorerkrankungen kann der Kontakt mit den Pilzsporen Husten, Atemnot oder Fieber auslösen. "Das Risiko einer schweren gesundheitlichen Beeinträchtigung besteht aber nicht für Spaziergänger im Wald, sondern nur für Waldbesitzer und Forstarbeiter, die bei der Holzaufarbeitung diesen Pilzsporen längerfristig intensiv ausgesetzt sind. Hier sind entsprechende Schutzmaßnahmen unbedingt erforderlich" erklärt Peter Tretter, Abteilungsleiter Forsten am Amt in Hersbruck. Er empfiehlt dringend, Holzerntemaßnahmen nur von einem Forstunternehmen mit einem Harvester und bei feuchter Witterung (weniger Staubentwicklung) durchzuführen. Bei Fällungen mit der Motorsäge muss neben der persönlichen Schutzausrüstung auch eine Atemmaske (Typ FFP3) getragen werden, um das Einatmen von Sporen auszuschließen. Im Anschluss empfiehlt es sich, Arbeitsgeräte gründlich mit 70-prozentigem Alkohol zu reinigen. Das geerntete Holz sollte möglichst abgedeckt abtransportiert und als Sondermüll entsorgt werden. Alternativ kann es auch vergraben werden, auf keinen Fall sollte es als Brennholz für zu Hause verwendet werden!

Hitze und Trockenheit begünstigen Ausbreitung

Mittlerweile gilt der Erreger der Rußrindenkrankheit als weit verbreitet. Durch die zunehmenden Hitze- und Trockenheitsereignisse aufgrund des Klimawandels sind Krankheitsausbrüche wahrscheinlicher. Die beste Vorsorge ist die Auswahl des optimalen Standortes für den Ahorn, also bei uns Böden mit guter Wasser- und Nährstoffversorgung.

Falls Ihre Ahorne im Wald von der Rußrindenkrankheit betroffen sind, melden Sie dies den zuständigen Revierleitungen. Diese beraten Sie gerne zur Wahl von geeigneten Ersatzbaumarten. Empfehlungen zum Gesundheitsschutz finden Sie beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).